Möchte
man etwas auf Sindarin zählen, stößt man leider sehr schnell an
sehr ernüchternde Grenzen. Denn überliefert sind lediglich die
Namen der Zahlen von 1 bis 12, von 144 und von 1000. Wie könnte man
also mit dem, was wir haben, einen oder mehrere Ansätze für
ein verfolgbares Zahlensystem erschaffen?
Wir wissen:
Wir wissen:
1
– min
2
- tâd
3 – nêl
3 – nêl
4
– canad
5
– leben
6
– eneg
7
– odog
8 – toloth
8 – toloth
9
– neder
10
– pae/cae
11
– mimp
12
– imp
30. - nelchaenen
30. - nelchaenen
144
– host
1000
- meneg
Ansatz
1: DUODEZIMALES SYSTEM.
Die Zahlen 11 und 12 haben einen eigenen
Namen, setzen sich also nicht aus 1 und 10 zusammen bzw. 2 und 10.
Die Zahl 12², also 144, hat einen eigenen Namen. Wie bei uns auch (im Handelswesen, 1 Gros = 144 Einheiten, 1 Dutzend = 12 Einheiten).
Wir zählen trotzdem dezimal. Was wäre, wenn Sindarin aber
duodezimal zählen würde?
Das erscheint zunächst kein schlechter Ansatz. Allerdings: Wieso hat dann die Zahl 1000 auch einen
eigenen Namen und nicht 1728 (12³)? Das wäre in einem duodezimalen
System zu erwarten.
Sindarin war jedoch Handels- und Verkehrssprache
Mittelerdes. Vielleicht hatten sich die Mengenangaben aus dem
Handelswesen in die normale Zahlenbezeichnung geschlichen, so wie es
bei uns auch noch üblich ist (wieder Verweis auf Dutzend und Gros)?
Diesen Ansatz kann ich nicht weiterverfolgen, es fehlen ausreichende
Hinweise, dass das Sindarinsche/Elbische Zahlsystem tatsächlich ein
duodezimales war.
Ansatz
2: ZÄHLEN DURCH ANFÜGEN.
So finden wir es zum Beispiel bei Thorsten
Renk (-> Thorsten Renk. Pedin Edhellen. Englische Version 3.05, 2011.
S.70.), der aus dem Wort für 10, cae, die Suffixe für -zehn und
-zig bildet, nämlich -c(h)ae und -c(h)aen (Mutation!).
13
- *nelchae
14
- *canchae
15
- *lebchae
20 - *tadchaen
20 - *tadchaen
30
- *nelchaen
40
- *canchaen
50
- *lebchaen.
Um
dann Zahlen wie 22, 23 und 24 zu bilden, setzt er die Einerziffer der
Zehnerziffer voran, was dann so aussieht:
22
- *tad tadchaen
23
- *nel tadchaen
24
- *canad tadchaen
25
- *leben tadchaen
31
- *min nelchaen.
Nach
demselben System geht Renk mit seinem aus dem Quenya konstruierten
Sindarinzahlwort *(c)haran für 100 vor. Er liefert das Beispiel
222
- *tad tadchaen tadcharan.
Nach
diesem System könnte man auch auf das verifizierte Wort meneg für
1000 zurückgreifen und Zahlen wie *tad tadchaen tadcharan tadmeneg
(tad+meneg harte Mutation) konstruieren, was 2222 hieße. Diesen
Ansatz halte ich für vertretbar. Elben hätten das sicherlich
verstanden!
Ansatz
3: BETRACHTUNG KELTISCHER SPRACHEN.
1 un, 2 dau, 3 tri, 4 pedwar, 5 pump, 6 chwech, 7 saith, 8 wyth, 9 naw, 10 deg
Es folgt eine Herangehensweise, wie ich sie bisher noch nirgends gefunden habe und deshalb selbst erarbeitet habe: J.R.R. Tolkien baute Sindarin auf der grammatischen und lautlichen Grundlage des Walisischen auf, einer keltischen Sprache. Dort verfolgt man beim Zählen traditionell weder das dezimale System, noch das duodezimale System, sondern das vigesimale System - also ein Zahlsystem mit der Basis 20.
Dort finden wir folgende Zahlwörter: 1 un, 2 dau, 3 tri, 4 pedwar, 5 pump, 6 chwech, 7 saith, 8 wyth, 9 naw, 10 deg
UND
11 un ar ddeg, 12 deuddeg, 13 tri ar ddeg, 14 pedwar ar ddeg, 15 pymtheg, 16 un ar bymtheg, 17 dau ar bymtheg, 18 deunaw, 19 pedwar ar bymtheg, 20 ugain
UND
21 un ar hugain usw.
30 deg ar hugain, 31 un ar ddeg ar hugain usw.
40 deugain
50 hanner cant
60 trigain
70 deg ar drigain
80 pedwar ugain
90 deg ar pedwar ugain, 91 un ar ddeg ar pedwar ugain usw.
100 cant
100 cant
Würde man (mit Rücksicht auf bereits bestehende Zahlenwörter) analog dazu die Sindarinzahlen bilden, sähe das so aus:
13 - *nêl a chae
14 - *canad a chae
15 - *lebchae
16 - *min a lebchae
17 - *tâd a lebchae
18 - *tadneder
19 - *canad a lebchae
20 - ? kein Name konstruierbar, vielleicht *tadchae (2x10)
21 - *min a thadchae
22 - *tâd a thadchae
30 - *cae a thadchae
31 - *min a chae a thadchae
40 - *tadthadchae
50 - *percharan
60 - *nelthadchae
70 - *cae a nelthadchae
80 - *canthadchae
90 - *cae a chanthadchae
99 - *neder a chae a chanthadchae
100 - *haran (aus Quenya 'haran')
100 - *haran (aus Quenya 'haran')
(Beachte: 'a' [und] zieht Sibilantmutation nach sich)
Den Ansatz finde ich persönlich etwas wagemutiger als den von Renk, aber einer ordentlichen Ausarbeitung wäre er dennoch würdig! ;) Das Einlesen ins Walisische, das dazu nötig ist, ist zudem sehr interessant.
Wenn Dich eine Idee zum Zählen auf Sindarin umtreibt, Du Fragen oder Anmerkungen hast, kommentiere doch diesen Post oder schreibe mir eine E-Mail an balwedhiel@gmx.de !
Cuio vae,
Balwedh.
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